Zweifels Chips-Fritteusen sind auch Heizungen
Wer kennt sie nicht, die Zweifel Chips. Doch wussten Sie, dass der wohl bekannteste Chips-Hersteller der Schweiz seine Kartoffeln auf eine Reise durch eine ausgeklügelte und nachhaltige Produktionsanlage schickt? Wir haben mit Pietro Realini geplaudert, dem Leiter Produktion & Logistik bei Zweifel.
Herr Realini, seit der Gründung 1958 produziert Zweifel in der Schweiz. Nie daran gedacht, die Produktion ins Ausland auszulagern?
Nein. Als Schweizer Familienunternehmen setzt Zweifel seit jeher aus Überzeugung auf den Produktionsstandort Schweiz. Dadurch können wir unsere eigenen hohen Qualitätsansprüche sowie die Frischegarantie am besten gewährleisten.
Auf Ihrer Website steht, dass Zweifel in der gesamten Wertschöpfungskette sorgsam mit Ressourcen umgeht. Wieso stimmt diese Aussage?
Zweifel bezieht wo und wann immer möglich alle Rohstoffe aus der Schweiz. Im langjährigen Schnitt verarbeiten wir 95 % Schweizer Kartoffeln, die wir von über 250 Kartoffelbauern beziehen. Wir nehmen Einfluss auf die Anbaumethoden und halten die Transportwege kurz. Weiter investieren wir nachhaltig in unseren Produktionsstandort – zum Beispiel in Wärmerückgewinnungsanlagen, Photovoltaik oder in unsere hauseigene Biogasanlage.
Wenn Sie von Ihrer Produktion sprechen, erwähnen Sie die «drei Kreisläufe für die Nachhaltigkeit». Wie funktionieren die einzelnen Kreisläufe genau?
Erstens trägt der hohe Anteil an lokal produzierten Rohstoffen zu einer nachhaltigen Produktion bei. Zweitens beheizen wir mit unserer Abwärme die eigenen Gebäude wie auch ein grosses Lagerhaus in unserer Nachbarschaft. Drittens achten wir darauf, alle Nebenprodukte wie Stärke und Kartoffelschalen nutzbringend weiterzuverarbeiten – wir produzieren daraus beispielsweise Strom und Wärme.
In Ihr Recycling-System kommen nicht nur Rüstabfälle, oder?
Nein, wir nehmen über unseren Frisch-Service auch ablaufende Produkte aus den Läden zurück, trennen sie von der Verpackung und geben sie als Tierfutter weiter oder schicken sie in eine Biogasanlage.
Können Sie mit der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach Ihres Hochregallagers Ihren gesamten Strombedarf abdecken?
Nein, alleine schon wegen der Bedarfsschwankungen sind wir auch auf die externe Stromversorgung angewiesen. Wir beziehen den externen Strom zu 100 % aus Schweizer Wasserkraft, um auch hier besonders nachhaltig zu arbeiten.
Damit wir uns ein Bild machen können: Wie lange könnte ein E-Auto fahren mit dem Strom, den Ihre Photovoltaik-Anlage produziert?
Mit dem jährlichen Ertrag könnte ein E-Auto bestimmt rund 15-Mal um die ganze Welt fahren. Mein E-Bike, das ich oft für den Arbeitsweg nutze, könnte ich mit unserem selbst erzeugten Strom täglich sicher mehrmals laden.
Auch der Dampf Ihrer riesigen Fritteusen wird genutzt. Wie funktioniert das?
Der Dampf enthält noch ziemlich viel Wärme, die wir in Wärmetauschern zurückgewinnen und für unsere Gebäudeheizung verwenden. Zudem können wir diese Wärme in den Wärme-Nahverbund einspeisen, der an unsere Anlagen angeschlossen ist.
Blick in die Zukunft: Wie möchten Sie in den nächsten 20 Jahren bei Produktion und Logistik den CO₂-Ausstoss noch weiter minimieren?
Wir arbeiten an Projekten, um unsere nächsten Fritteusen fossilfrei beheizen zu können. Wir prüfen, ob wir sie mit Wärmepumpen, Holzvergaser-Technologie oder Kombinationen daraus CO₂-neutral beheizen können. Dies mit dem Ziel, unsere Hauptlinie in den nächsten sieben Jahren durch eine neue Linie zu ersetzen, die fossilfrei beheizt werden kann.
Würden Sie sich selbst als nachhaltige Person bezeichnen?
Ich habe zu Hause ebenfalls eine Photovoltaik- sowie eine Solarthermie-Anlage installiert und interessiere mich sehr für diese Themen. Wann immer möglich ersetze ich Autokilometer durch E-Bike-Fahrten. Bei der klimaneutralen Ernährung müsste ich vielleicht noch etwas Fortschritte machen.
Zum Schluss würde uns noch interessieren: Welches sind Ihre Lieblings-Zweifel-Chips? Und noch wichtiger: Wie viel davon essen Sie pro Tag?
Alleine aus beruflichen Gründen esse ich fast täglich Chips und damit sicher zehnmal mehr als der Durchschnitt in der Schweiz. Zu Hause beim Apéro schmecken mir Original Moutarde, Wave-Inferno oder Kezz-Sweet BBQ am besten.
Pietro Realini hat 27 Jahre lang bei Zweifel gearbeitet. In seiner letzten Funktion als Leiter Produktion & Logistik war es bis Mitte 2022 tätig. Das Interview wurde davor geführt.