Veröffentlicht 6. Februar 2024

Gamechanger

Manchmal tauchen Ideen überraschend auf. Und genau wie Pflanzen, die in den frühen Stadien ihres Wachstums noch klein und zerbrechlich sind, können auch Ideen in ihren Anfängen fragil und unscheinbar sein. Doch sie haben das Potenzial, zu etwas Grossem heranzuwachsen. Ein Blick auf die vielseitige Innovationslandschaft Schweiz.

Es wird getüftelt, getestet, verworfen und wieder neu angesetzt: Viele Start-ups und Unternehmen stecken ihre ganze Energie darin. Sie wollen neue Wege gehen, um eine bessere, effizientere und nachhaltigere Zukunft zu gestalten. An vorderster Front sind auch Schweizer Start-ups, die auf unterschiedlichstem Terrain unterwegs sind – aber eines gemeinsam haben: Drive und Ausdauer für neue Innovationen. Ideenschmieden sind die Fachhochschulen und Unis des Landes, dort wird geforscht, wissenschaftliche Erkenntnisse verdichten sich und werden in der Praxis umgesetzt.

Brainpower und Enthusiasmus

Innovative Ideen zum Thema Energie verfolgen die Gründer von «Perovskia Solar», ein Spin-off der Empa, das als Forschungsinstitut der ETH angegliedert ist. Das Projekt wird vom Bundesamt für Energie (BFE) finanziert und mit viel Brainpower sowie Enthusiasmus angetrieben.

«Die Vision von Perovskia ist es, jedes Gerät mit einer Solarzelle auszustatten», erklärt das Unternehmen auf seiner Website. Was das bedeutet? Etwa kleinste Solarzellen für Uhren und sonstige Alltagsdevices zu drucken. Das machen sie mit einer speziellen, patentgeschützten Technologie, die sich an der Schnittstelle zwischen gedruckter Elektronik, Photovoltaik und Materialwissenschaft bewegt. Doch nicht nur die Technologie steht im Fokus, sondern auch die Designästhetik.

Wandlungsfähigkeit par excellence

Aktuell dominieren Silizium-Solarzellen den Photovoltaikmarkt, diese gelten als energie- und ressourcenintensiv in der Herstellung. Ausserdem sind oft Grösse und Form vordefiniert, was die Flexibilität in der Gestaltung stark einschränkt.

«Perovskia Solar» setzt bewusst auf Beweglichkeit und ermöglicht dadurch individuelles Design. Durch tiefe Produktionskosten sind sie mit ihrer Innovation ausserdem wettbewerbsfähig. Eine Idee, mit der das Startup beim Innovationswettbewerb «Swiss Innovation Challenge 2022» den zweiten Platz erreicht hat.

Ein endloser Orbit für die Batterie

In einem anderen Brutkasten für Ideen befindet sich CircuBAT. Ein Forschungsprojekt, in dem sieben Schweizer Forschungsinstitutionen sowie 24 Unternehmen gemeinsam an einem nachhaltigen Kreislauf für Batterien arbeiten. Im Fokus stehen dabei Elektrofahrzeuge, die zwar viel zur klimafreundlichen Mobilität und Ressourcenschonung beitragen, doch im Sinne der Kreislaufwirtschaft noch einiges an Verbesserungspotenzial bergen.

CircuBAT setzt sich dafür ein, dass die Rohstoffe der Lithium-Ionen-Batterien zurückgewonnen werden können, in ihrem Vorhaben werden sie von der Schweizer Förderagentur Innosuisse unterstützt. Statt «End of Life» heisst es also «New Life» – und statt Alleingang enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft

Geniales Potenzial

Die Schweizer Gründungsszene zeigt sich vielfältig und kreativ: Die Materialwissenschaftlerin Anh Tran Ly, welche an der Empa promoviert hat, will aus CO2 Ameisensäure gewinnen, die dann als antibakterieller Tierfutterzusatz oder auch in der Textil- und Lederindustrie zum Beizen und Imprägnieren eingesetzt wird.

ETH-Studierende tüftelten am Elektroflugzeug «e-Sling» und ganz aktuell an einem wasserstoffbetriebenen Flugzeug, andere Studierende forschen an Fleisch auf pflanzlicher Basis und sind damit als Planted sehr erfolgreich. Viele Schweizer Start-ups und Unternehmen verschreiben sich dem Fortschritt, entwickeln neue Produkte und Dienstleistungen für den Alltag, um eine nachhaltige Zukunft mitzugestalten. Doch Innovation ist nicht ein Ding, sondern viel mehr ein Mindset, der Mut, Zuversicht, grosse Denkräume und Stehvermögen fordert – und manchmal auch ein bisschen Zufall.