Interview mit Stefan Feldmann: Verwaltungsratspräsident Energie Uster AG
«In der Kommunikation sind Fehler passiert. Dafür möchte ich mich entschuldigen.»
Am Montagmorgen, 12. August 2024, konnte die Energie Uster AG Entwarnung geben: Die Trinkwasserqualität entspricht in ganz Uster wieder den gesetzlichen Vorgaben. Stadtrat Stefan Feldmann, Verwaltungsratspräsident der Energie Uster AG, stellt sich im Interview den Fragen.
Herr Feldmann, seit gestern, Montag, 12. August, entspricht die Trinkwasserqualität im ganzen Stadtgebiet wieder den gesetzlichen Vorgaben. Die Bevölkerung in Uster war sehr verunsichert. Was genau ist passiert?
Wir erhielten am Donnerstagvormittag bei der Energie Uster AG durch das Kantonale Labor Zürich Kenntnis von einer aufgetretenen Verunreinigung. Dringendste erste Sofortmassnahme war es, das betroffene Pumpwerk Seebad zu identifizieren und vom Netz zu nehmen. Gleichzeitig wurde der Wasseraustauch zwischen den verschiedenen Trinkwasserzonen in Uster unterbrochen, damit das betroffene Gebiet eingegrenzt werden konnte. Als nächstes wurde ein Spülplan erstellt und die Leitungen bis Sonntag mit Frischwasser gespült. Das Kantonale Labor Zürich nahm anschliessend neue Proben und teilte uns am Montagvormittag mit, dass die Trinkwasserqualität wieder auf dem ganzen Stadtgebiet den gesetzlichen Vorgaben entspricht.
Was geschah kommunikativ, als man bemerkt hat, dass das Trinkwasser verunreinigt ist?
Unsere Richtlinien sehen vor, dass in einem ersten Schritt grössere Institutionen mit sensiblen Zielgruppen im betroffenen Gebiet informiert werden, anschliessend folgt die Kommunikation gegenüber der breiten Bevölkerung. Wie der zeitliche Ablauf genau war und weshalb die Medienmitteilung nicht schneller erfolgte, ist Teil der Aufarbeitung, die wir jetzt angehen werden. Nicht berücksichtigt wurde dabei, dass das Merkblatt, das für den internen Gebrauch der vorab informierten Institutionen gedacht war, umgehend den Weg an die breitere Öffentlichkeit finden würde. So landete das Merkblatt in Windeseile in den sozialen Medien, bevor wir die breite Bevölkerung informieren konnten. Und das sorgte für Verunsicherung in der Bevölkerung.
Mit der App «Alertswiss» erhält die Bevölkerung Alarme, Warnungen und Informationen zu ihrem aktuellen Standort direkt und laufend auf ihr Smartphone. Warum wurde nicht über die App Alertswiss informiert, die doch für solche Fälle da ist?
Warum das unterlassen wurde, müssen wir im Rahmen der Aufarbeitung klären. Dies war ein Fehler, den ich sehr bedauere und für den ich mich entschuldigen möchte. Das hat die Verunsicherung noch weiter gesteigert.
Hand aufs Herz: Was ist aus Ihrer Sicht in der Kommunikation besonders schiefgelaufen?
Ich würde sagen, die genannten beiden Punkte – die abgestufte Kommunikation und der fehlende Einsatz von Alertswiss – waren ausschlaggebend, dass die Information als unzureichend wahrgenommen wurde. Das hat die Verunsicherung, die in einer solchen Situationen sowieso entsteht, zusätzlich erhöht. Für diese Fehler möchte ich mich entschuldigen.
Warum wurde die Art der Verunreinigung nicht kommuniziert?
In der ersten Kommunikation am Donnerstag wurde der Fokus bewusst auf die Vorsichtsmassnahmen gelegt. Weshalb später diese Information nicht nachgereicht wurde, muss im Rahmen der Aufarbeitung überprüft werden.
Was können die Energie Uster AG und die Stadt Uster beim nächsten Mal besser machen?
Unsere erste Überprüfung der Massnahmen hat gezeigt, dass auf der technischen Seite die in einem solchen Fall einzuleitenden Schritte wie die Trennung des Pumpwerks Strandbad etc. fachlich und zeitlich korrekt umgesetzt wurden. Mängel sind aber in der Kommunikation aufgetreten. Diese müssen wir beheben. Die Energie Uster AG wird zusammen mit der Gemeindeführungsorganisation (GFO) der Stadt Uster die Kommunikationsmassnahmen deshalb nun im Detail überprüfen und die nötigen Anpassungen im Krisenkommunikationskonzept vornehmen.