Veröffentlicht 20. Juni 2022

News zur aktuellen Gasversorgung in der Schweiz

Gazprom hat in den vergangenen Tagen die Gaslieferungen nach Europa auf Nord Stream 1 stark gedrosselt. Deutschland, aber auch andere westeuropäische Länder erhalten nur noch stark reduzierte Gasmengen. Die Lage ist angespannt, und es stellt sich allenfalls das Problem, dass die europäischen Gasspeicher für den kommenden Winter nicht plangemäss gefüllt werden können. Deutschland hat inzwischen diverse Massnahmen beschlossen, um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern. Nachfolgend die aktuelle Einschätzung der Lage:

Die Versorgungssicherheit in der Schweiz mit Gas ist im Moment stabil, und auch für die Industrie ist genügend Gas vorhanden, auch wenn die Preise in den vergangenen Tagen aufgrund der aktuellen Entwicklung nochmals sehr stark gestiegen sind. Es ist nicht auszuschliessen, dass Russland die Gaslieferungen nach Europa noch weiter drosselt. Die betroffenen Länder können im Moment die ausfallenden Gasmengen anderweitig am Markt beschaffen. Im Hinblick auf den kommenden Winter stellt sich jedoch allenfalls das Problem, dass die europäischen Gasspeicher nicht wie geplant gefüllt werden können. Noch kann in Deutschland weiterhin Gas eingespeichert werden; die aktuellen Füllstände dürften demnächst 60 Prozent erreichen, was für diese Jahreszeit ein sehr guter Wert ist. Um auf eine weitere Drosselung von Gaslieferungen aus Russland vorbereitet zu sein, hat Deutschland Massnahmen angekündigt, um den Einsatz von Gas in der Industrie zu senken. Zudem wird die Bevölkerung aufgerufen, Gas zu sparen.

Die Schweizer Gaswirtschaft beschafft das Gas auf den Märkten in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Wenn in diesen Ländern zu wenig Gas vorhanden ist, könnte das auch in der Schweiz zu Versorgungsengpässen führen. Die Schweizer Gaswirtschaft unternimmt grosse Anstrengungen, um die Versorgung im kommenden Winter sicherzustellen und baut im Rahmen der Task Force Winterversorgung zusammen mit dem Bund eine entsprechende Reserve auf. Die Branche ist daran, an den Handelsplätzen der oben genannten Länder Optionsrechte für nichtrussisches Gas und Speicherkapazitäten zu erwerben. Da die Schweiz keine eigenen Speicher verfügt, bleibt die Abhängigkeit von den Nachbarstaaten jedoch bestehen. Umso wichtiger ist es, dass der Bund mit Nachbarstaaten wie Deutschland Solidaritätsabkommen aufgleist, damit sich die Länder bei einer Gasmangellage gegenseitig unterstützen. Ab solche Abkommen jedoch rechtzeigt abgeschlossen werden können, ist unsicher.

Falls in der Schweiz eine Mangellage eintreten sollte, die von der Gasbranche nicht mehr mit marktwirtschaftlichen Lösungen behoben werden kann, trifft die wirtschaftliche Landesversorgung die notwendigen Bewirtschaftungsmassnahmen. Auf einer ersten Stufe kann der Bund anordnen, dass Verbraucher mit Zweistoff-Anlagen auf Heizöl umstellen. In einem weiteren Schritt erfolgen Sparappelle an Gaskonsumenten. Schliesslich kann der Bund in einem Notfall auch anordnen, Erdgas-Grossverbraucher mit Einstoff-Anlagen zu kontingentieren oder dass diese ihre Anlagen abschalten. Die wirtschaftliche Landesversorgung ist daran, die entsprechenden Konzepte, die in den vergangenen Wochen überarbeitet und aktualisiert wurden, zu finalisieren. Im Weiteren baut der VSG im Auftrag des Bundes eine Kriseninterventionsorganisation auf.

(Information VSG vom 20. Juni 2022)